MARKUS KRÖN

Krön von Anna Klasz (dt., 2009)

Da ich mich überreden ließ gegen Bezahlung einen Text über die Arbeit meines Vaters zu schreiben, versuche ich zusammenzufassen was ich in letzter Zeit so mitbekommen habe. Bitte beachtet meine Lage als Vierzehnjährige, die nicht immer versteht warum ihr Vater so viel Zeit damit verbringt gelbe Häuser, Lagerschuppen und alte, zahnlose Bauern zu malen. Aber da Kunst ja bekanntlich alles ist, was man mit „Kunst“ bezeichnet, lässt sich darüber nicht streiten. Ach ja; Mein geliebter Vater erwähnte gerade das er diesen Text, wenn er gut wird von seiner Tante Medga ins Englische übersetzten lassen wird. Als ich ihn fragte: „Wozu bitte?“ Sagte er: „Für die Welt! Für England und New York“. Also: Hallo Welt! Winke, winke. Bestaunt Streitdorf, seine original Altbäuerinnen und Hochspannungsmasten. 

Mein Vater steht auf dem grünen Rasen des Bruderndorfer Fußballplatzes, ohne Brille, sprich blind. Neben ihm tummeln sich ein paar Bisamratten vom nahe gelegenen Bach, rundherum Felder in der Nachmittagsonne, am Horizont Niederfellabrunn mit der grün-rosa Volksschule, hinter der nahegelenen Umzäunung Schafe. Vor ihm eine Leinwand, vor der er immer wieder ein paar Schritte zurücktritt um sein Werk zu betrachten. Was er da malt?

Viele Leute kommen nicht vorbei. Eigentlich nur, wenn sie mit dem Rad nach Bruderndorf abbiegen, oder mit einem Kind an der Hand die Pferde füttern. Aber da man hierzulande nicht oft Jemanden mit Staffelei im Gras stehen sieht, kommt man neugierig näher. „Na; Naaa! Was is’n das? Na, das Tor? Jaa maln sie das Tor? Ja warum denn das Tor?“ Ja, warum eigentlich das Tor? Dieses Rätsel wird wohl nie gelöst werden. Ich glaube das malen von Fußballtoren in der Umgebung war der Anfang einer langen Serie von Abbildungen unserer „neuen“ Heimat hier in Streitdorf, und ihrer Umgebung. Nach den vier Jahren hier ist ja eine beachtliche Sammlung zusammengekommen: verschiedene Ansichten unserer Gasse mit dem Bachbett des Senningbaches und seinen Brücken, die Hallen der ansessigen Bauern vor blühenden Rapsfeldern, Stommasten aus der Gegend, die im seltsam grellen Licht eines Weinviertler Sonnenuntergangs ein wenig ausserirdisch wirken.

Auch ein paar Landschaften meines Vaters haben etwas wirklich Schönes an sich. Besonders gut gefällt mir das Bild mit dem treffenden Titel „Mondnacht“. Ich meine das ernst, auch wenn ich nicht weiß wo in dieser Nacht der Mond ist. Es zeigt ungefähr das, was sich bei uns im Sommer (in der Nacht versteht sich) so vor unserem Haus abspielt. Da steht das Auto auf dem Platz vor dem heiligen Gemüsebeet meiner Eltern (der Zeiselomagemüsegarten befindet sich gleich nebenan – nur so als Nebeninformation.) Am Himmel zwei Sterne, das gelbe Licht der Straßenlaterne (die leider nicht im Bild ist), ein paar Blätter von Mamis Stockrosen vor unserem hübschen Gartenzaun. Alles in allem vermittelt es diese wundervolle romantische Stimmung, die einen überkommt wenn man da am Lande allein vor seinem Hause sitzt und die warme Nachtluft genießt. Was man allerdings nicht sehen kann, ist das irre laute Froschquacken, dass vom Schlossteich herüberhallt. Keine Ahnung wie die im Schloss schlafen können.

Auch mag ich das Bild „Windräder bei Leitzersdorf“. Manche Leute finden Windräder ja hässlich, aber ich nicht. Sie vermitteln irgendwie den Eindruck von Unendlichkeit. Dünne zarte Grashalmen, Felder, die Sonne, wie sie durch die Wolken bricht.. Und dann, in der Ferne die Windräder. Zeugen der umweltfreundlichen Energie. Wie sie sich immer weiter und weiter und weiter drehen. Wie sie eines nach dem anderen in einer langen Reihe nebeneinander stehen und so den Blick auf einen blauen Hügel lenken, der, vielleicht, der Michelberg sein könnte. Vielleicht zeigt dieses Bild auch eine Gewitterstimmung. Auf jeden Fall sieht es bewegt aus. Mit den, im Wind flatternden Grashalme, und den, sich im Wind drehenden Windrädern, und den, vom Wind zerrissenen Wolken. Oder es soll einfach die Straße nach Niederfellerbrunn in ein neues Licht rücken, wer weiß?

Es soll auch einmal bemerkt werden, was für poetische Titel all diese Werke tragen. „Pepschs Halle“, „Teich bei Bruderndorf“; „Schweinestall bei Streitdorf“, “Schweinestall bei Streitdorf 2“ oder gar „Gasstation Streitdorf“. Was ich sagen will ist: An was denkt man denn schon bei „Schweinestall“ und „Gasstation“ und „Streitdorf“. Vermutlich an ein trauriges, kleines Dorf und so etwas uncharmantes wie eine „Gasstation“ und einen Schweinestall mit Schweinen und Schweinekacke und Matsch. Wir wollen Herrn Krön danken, dass er uns eines Besseren belehrt und all diese Begriffe so friedlich und träumerisch darstellt, wie noch nie dagewesen. Und wir wollen den Bauern danken, die so schöne Schweineställe und Silos errichtet haben – denn, was täten wir nur ohne sie?

Ich glaube mein Vater hat schon immer eine Leidenschaft für das moderne österreichische Land und seine Bewohner. Wir sind ja wohl nicht ganz ohne Grund hierhergezogen.

Bestimmt hat mein Vater eine ganz neue Art von Landschafts- und Portraitmalerei entwickelt. Ich weiß nicht ob man sie wirklich intepretieren kann, ich jedenfalls, kann es nicht. Bleibt nur noch zu sagen dass man sie sicher für sehr intellektuell halten wird, wenn sie sich eines von diesen neuartigen Objekten Moderner Kunst an die Wand hängen. Und dass der Reinerlös wohltätigen Zwecken zugute kommt! Hehe. Also dann. Lassen sie ihre Gedanken abschweifen in unsere eigene, liebe Welt.